Bernhard Schmidt

HARFENBAUER


Das Projekt MIDI - Harfe



Beim 23 ème Rencontres internationales de harpes celtiques 2006 in Dinan (F) wurde die Midi-Harfe erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Eine WELTNEUHEIT ist dabei die Verwendung eines Midi-Konverter mit einer Impulsfrüherkennung. Damit ist es nun erstmalig möglich, eine MIDI Harfe mit einem Midikonverter auf Basis der Frequenzerkennung zu präsentieren.



DIE VISION



Meine 40-jährigen Erfahrungen in akustischem Harfenbau haben mein Hören und meine Klangwahrnehmung ebenso geprägt, wie die Einschätzung der spieltechnischen Bedürfnisse von HarfenistenInnen. Dazu kommt meine 30-jährige Erfahrung in Tontechnik und Studiotechnik.

Als hörender Mensch fasziniert mich alles was klingt. So sind die Welt der akustischen Instrumente und die Welt der elektronischen Klänge, für mich nie sich gegenseitig ausschließende Klangwelten. Beides mit der Harfe zu verbinden war meine Vision.



DER WEG



Ich bin keineswegs ein Elektronik-Freak. Am Anfang stand somit nichts.
Mir war aber schnell klar, dass zur Umsetzung zwei Möglichkeiten zur Auswahl standen.
Ich begann das Midiprojekt parallel sowohl mit normaler Sensortechnik, als auch mit Frequenzerkennung.
Als sich für mich abzeichnete, welch eine große Veränderung eine Midi-Harfe bedeutete, hatte ich auch schon mal kritische Momente.


Als Harfenbauer wollte ich keine Midi-Harfe zum rein technischen Selbstzweck bauen. Ich wollte eine Midi-Harfe für HarfenspielerInnen bauen.


Ich hatte großes Vertrauen, dass es klappen wird, eine weitere Klangwelt mit unglaublichen neuen Möglichkeiten für die Harfe zu schaffen.
Im Laufe des Projekts wurde auch deutlich, dass die normale Sensortechnik meinen Anforderungen an das Spielgefühl nicht genügen kann, da es zu reduziert für das Spielgefühl ist. Damit bliebe nur eine Impuls gebende Funktion für die HarfenspielerInnen übrig.


Als Harfenbauer war mir die Frequenzerkennung weitaus sympathischer. Aber es war der weitaus schwierigere Weg!
„Zufällige“ Begegnungen im Leben eröffnen oft neue Wege: es kam zu einer sehr erfreulichen Kooperation.



DIE TECHNIK



Für mich war es wichtig, dass die Midi-Harfe zwei Funktionen „State of the Art“ beherrschen mußte.
Die Harfe sollte eine Elektro-Harfe sein, und zudem eine Midi-Harfe ohne Einschränkung.
Das absolut technisch Machbare forderte ich für dieses Projekt.



Elektro-akustische Harfe



Die Midi-Harfe ist mit einem der besten Pickup Systeme (pro Saite) ausgestattet. Diese Pickups sind seit vielen Jahren entwickelt und zusammen mit den Preamps klanglich absolut überzeugend. Mehrere Vorverstärker sind in die Harfe eingebaut und speziell auf die Pickups abgestimmt. Sie teilen den Tonumfang der Harfe in entsprechend viele Bereiche, die separat je einen Audioausgang haben. Diese Bereiche sind im Volumen/Lautstärke einzeln an der Harfe regelbar. Damit lassen sich die Frequenzeinstellungen über den gesamten Tonumfang absolut differenziert und transparent anpassen. Ein Traum für Studio und Live Mixer!



Wozu eine elektro-akustische Harfe?



Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Zuerst einmal ist es eine Möglichkeit zur Klangverstärkung bei Auftritten oder für Recording im Studio. Der Ton wird direkt an der schwingenden Saite abgenommen, dort wo er entsteht. Dies gibt vor allem im Zusammenspiel mit anderen elektronischen Instrumenten die nötige Präsenz (wobei nicht die Lautstärke gemeint ist). Außerdem ist die Lautstärke frei wählbar und Probleme mit Rückkoppelung gehören der Vergangenheit an.


Wenn man mit Effekten spielen möchte, „stört“ der akustische Klang das Effektergebnis.
Die HarfenspielerInnen haben ihre Ohren ja direkt an der Harfe. Wenn ich mit Effekten spiele, will ich sie auch hören.


Es gibt auch die Möglichkeit, akustische Harfen mit Einzel-Pickup auszustatten. Dies ist für eine akustische Harfe geeignet mit der Option einer optimalen Verstärkungsmöglichkeit. Die Harfe wird somit zu einer elektro-akustischen Harfe.



MIDI



Midi ist eine digitale Sprache und wurde entwickelt, um eine Kommunikation zwischen den verschiedensten elektronischen Instrumenten zu ermöglichen. Der Midikonverter ist der Mittelpunkt für die Konvertierung von gespieltem Ton in Mididaten. Der verwendete Midikonverter arbeitet nach dem Prinzip der Frequenzerkennung (Impulsfrüerkennung). Damit erfolgt die Konvertierung musikalisch in einer unglaublichen Geschwindigkeit dem Frequenzereignis (3-5 ms).
Dadurch ist die Verwendung der Halbtonklappen möglich und selbst das so beliebte Klappenslicing kann umgesetzt werden. Sogar das sogenannte "Bottelneck"mit dem Stimmschlüssel funktioniert. Der Konverter gib dabei sogenannte Pitchbend-Daten aus und die Tonhöhe verändert sich kontinuierlich dem Frequenzereignis folgend.


Es werden gleichzeitig mehrere akustische Parameter erkannt und in Mididaten konvertiert.
Neben der Tonhöhe und Tonlänge, wird die Lautstärke und auch die Zupfposition auf der Saite erkannt. Das ist sensationell und für die Harfe einzigartig! Das erkennen der Zupfposition eröffnet vollkommen neue Möglichkeiten, da man diese Funktion zur Kontrolle von Klangparametern frei programmieren kann, z.B. für Filter oder selbst Soundwechsel sind somit auf einer Saite möglich.

Beim Anzupfen der Saite wird durch den Midikonverter bei den entstehenden Transienten bereits erkannt, welcher Ton gespielt wird, noch ehe sich die Saitenschwingung aufbaut. Man kann die Konvertierung eigentlich als “Echtzeit“ bezeichnen.
Es ist es nun erstmalig möglich, eine Harfe mit einem Midikonverter auf Basis der Frequenzanalyse als Weltneuheit zur präsentieren.



TECHNOLOGIE



Die Einschwingungsvorgänge einer Saite beinhalten mehr Informationen über den Ton als eine schwingende Saite. Diese Informationen sind als eine Art versteckte Information in den Transienten enthalten, sie sind nicht so einfach zu interpretieren wie die Schwingungsperiode einer Saite. Um diese Informationen der Transienten richtig zu verstehen und zu interpretieren, benutzt der Konverter sozusagen ein „neuronales Netz“.
Dieses wurde in zeitaufwendiger Arbeit durch Musiker und Ingenieure antrainiert.

Optional anschließbare und programmierbare Pedale und Taster bringen noch mehr Vielfalt in das Spiel.
Mit einer Editor Software kann jede einzelne Saite der Harfe in den Empfindlichkeiten der Ansprache und des Ausklangs individuell feineingestellt werden.

Der Konverter ist selbstverständlich "update-able" für zukünftige Erweiterungen und Verbesserungen. Die Midi-Harfe ist mit Midikonvertern in einen unabhängigen Bassbereich und einen Diskantbereich konfiguriert. Die Lautstärke der beiden Midibereiche ist an der Harfe einstellbar. Durch die besondere Anordnung von Spielbereichen für Midi und Audio sind sehr Vielfältige Spielmöglichkeiten realisierbar und direkt an der Harfe einstellbar.



Wozu eine Midi-Harfe ?



Als wichtigster Grund für eine Midi-Harfe erscheint mir, dass die HarfenistenInnen bei ihrem Instrument und der Spieltechnik bleiben können, um einen umfangreichen Zugang zur elektronischen Klangerzeugung zu bekommen. Sie brauchen nicht mehr wie bisher z.B. auf Keyboard ausweichen.
Midi ist eine neue Welt für die Harfe, die vollkommen neue, kreative Horizonte eröffnet!

Mit der Midi-Harfe hat man einen vollen Zugang z.B. für Midi-Studioarbeit und Midi-Recording. Mit einer Midi-Harfe lassen sich alle elektronischen Instrumente ansteuern (triggern). Somit sind Synthesizer oder Sampler und alle möglichen Klangerzeuger spielbar.
Dies ergibt für die Harfe eine „Klangvielfalt ohne Grenzen“.


Mit Midi kann man in Notenprogrammen für PC/Mac direkt Noten einspielen, darstellen und anschließend ausdrucken.



Auf zu neuen Horizonten ...!

Viel Spaß dabei wünscht

Bernhard Schmidt
Harfenbauer